Nach den Ereignissen von Heidenau in den letzten Tagen, haben wir uns dazu entschieden einen im Antifaschistischen Infoblatt geschriebenen persönlichen Rückblick von 1997 zu dokumentieren, der fünf Jahre nach den Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen geschrieben wurde. Das Wesentliche war zu dem Zeitpunkt bereits gesagt: Das Ausmaß dieses inszenierten Pogroms, dieses politisch gewollten Angriffs auf eine wehrlose Minderheit, ist längst beschrieben, der Skandal war nicht zuletzt im AIB 20a (November/ Dezember 1992) und dem Film “The trues lies in Rostock” ausführlich dokumentiert worden.
Von Andrea Röpke 13.08.2015 -In Jamel brennt die Scheune der einzigen engagierten Nazigegner der Region. Die Ermittlungen laufen gegen Rechts. Dass die dortige Neonazi-Szene gefährlich ist, ist lange bekannt. Continue reading Fanal in Jamel
Das mecklenburgische Jamel gilt als Hochburg von Neonazis. Seit vielen Jahren lehnt sich ein Ehepaar gegen rechtsextreme Umtriebe auf, wird immer wieder bedroht. Nun ist ein Teil ihres Forsthofes in Flammen aufgegangen.
In Jamel in Nordwestmecklenburg ist in der Nacht zu Donnerstag ein Teil des alten Forsthofes der Familie Lohmeyer abgebrannt. Die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Das Ehepaar wurde mehrfach für sein Engagement gegen Rechtsextremismus ausgezeichnet. Die Polizei kündigte nach Informationen des NDR am Donnerstag an, das Ehepaar künftig unter Polizei-Schutz zu stellen.
Birgit Lohmeyer sprach im Interview mit NDR 1 Radio MV von einer beängstigenden Nacht. Die Lohmeyers sollen Ende des Monats den Georg-Leber-Preis für Zivilcourage bekommen – für ihr Auftreten gegen die in Jamel dominierenden Neonazis. Schon früher habe es nach Auszeichnungen verstärkt Drohungen gegeben, so Lohmeyer. Dieser Brand sei jedoch neu; dieses Mal gehe es um Leib und Leben.
Staatsanwaltschaft, Caffier sprechen von vorsätzlicher Brandstiftung
Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft im Gespräch mit NDR 1 Radio MV am Donnerstag sagte, gehen die Ermittler inzwischen davon aus, dass der Brand absichtlich gelegt wurde – politisch motiviert von Rechtsextremisten. Staatsschutz, Kriminaltechniker und Brandgutachter untersuchten den Tatort. Auch Innenminister Lorenz Caffier (CDU) ging in einer ersten Reaktion von einem Brandanschlag mit rechtsextremem Hintergrund aus. Dafür spräche das Engagement des Ehepaares Lohmeyer, so Caffier. Dennoch werde weiterhin in mehrere Richtungen ermittelt. Bei dem Brand wurde niemand verletzt. Das 240 Quadratmeter große Gebäude war zur Brandzeit leer. Die Höhe des Sachschadens war am Donnerstag noch unbekannt.
Lohmeyer: Glück, dass niemand verletzt wurde
Die Scheune wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Auch die Lohmeyers vermuteten in einer ersten Reaktion einen Anschlag von Rechtsextremen. Es sei Glück gewesen, dass die Flammen nicht auf das nur wenige Meter entfernte Wohnhaus übergegriffen hätten, sagte Birgit Lohmeyer gegenüber NDR 1 Radio MV. Ein Feriengast habe kurz vor dem Feuer eine unbekannte Person auf dem Forsthof bemerkt.
Polizei ruft Zeugen auf, sich zu melden
Die Freiwilligen Feuerwehren Hohenkirchen, Plüschow und Gägelow rückten zu Löscharbeiten an. Sie konnten jedoch nicht verhindern, dass die Scheune komplett zerstört wurde. Der Kriminaldauerdienst aus Wismar sicherte Spuren. Die Polizei rief Zeugen auf, Beobachtungen zu melden. Auch über die Internetwache könnten Hinweise unter www.polizei.mvnet.de gegeben werden.
„Jamel rockt den Förster“ am 28./29. August
Als Reaktion auf fortwährende Anfeindungen hatten Birgit und Horst Lohmeyer 2007 in dem von Neonazis dominierten Dorf das Festival für Toleranz und Demokratie „Jamel rockt den Förster“ ins Leben gerufen. Die 9. Auflage der nichtkommerziellen Musikveranstaltung ist für den 28. und 29. August auf dem alten Forsthof geplant. Dann soll auch der mit 10.000 Euro dotierte Georg-Leber-Preis für Zivilcourage der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt überreicht werden.
Der Verein Deutschland muss leben wurde am 23.02.2015 offiziell beim Amtsgericht Greifswald eingetragen. Auf Facebook (facebook.com/pages/Deutschland-muss-leben/781428888545877) ist der Verein schon seit Juli 2014 aktiv und bietet nach eigenen Angaben „Hartz4 Beratung, Hilfe bei Kindern, Gefangenhilfe“ an. Der Selbstdarstellung zufolge geht es dem DML e.V. darum, ein strömungsübergreifendes, bundesweites Unterstützungsnetzwerk für Neonazis zu etablieren und somit einen Gegenpart zur Roten Hilfe zu schaffen. Neben den offentsichtlichen Strukturen in Mecklenburg-Vorpommern scheint es unter anderem verstärkt Verbindungen zu Aktivisten aus dem Vogtland im speziellen nach Plauen zu geben.
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Diese Begegnung wird die Bundeskanzlerin wahrscheinlich nicht so schnell vergessen. In Rostock trifft Merkel auf eine Sechstklässlerin mit palästinensischen Wurzeln. Und plötzlich steht die oft so perfekt wirkende Kanzlerin ganz schön hilflos da.Continue reading Geht Politik ohne Empathie?