Der Vorsitzende der Organisation, Romani Rose, zollt den Rostocker Bemühungen, sich mit den rassistischen Ausschreitungen von 1992 auseinanderzusetzen, Respekt.
Rostock. Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, hat die Aufarbeitung der rassistischen Krawalle in Lichtenhagen 1992 durch die Stadt Rostock gelobt. Rostock sei „ein bemerkenswertes Beispiel dafür, dass wir aus der Geschichte, auch aus der jüngsten Zeitgeschichte, lernen können“, sagte Rose am Freitag. Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft hätten einen Prozess in Gang gesetzt, um Ursachen und Auswirkungen der rassistischen Ausschreitungen und der Gewalt vor 25 Jahren zu dokumentieren und aufzuarbeiten. „Das verdient Anerkennung und Respekt“, erklärte Rose.
Im Rückblick kritisierte Rose ein Versagen des Rechtsstaates 1992 und die „Kapitulation vor dem rechtsextremen Mob auf der Straße“. Das staatliche Gewaltmonopol sei preisgegeben worden. All dies habe Neonazis gestärkt. „Die Gewalt der Nazis und die rechtsextreme Mordserie seit 1990 waren und sind nicht nur Angriffe auf Flüchtlinge oder Minderheiten, es sind Angriffe auf unseren demokratischen Rechtsstaat und unsere Werte, es sind Angriffe auf die Humanität schlechthin“, sagte Rose weiter.
Gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wird Rose auf der zentralen Gedenkveranstaltung am 22. August in der Rostocker Marienkirche sprechen.
Über fünf Tage hinweg hatten im August 1992 hunderte Anwohner und Neonazis eine Asylbewerbereinrichtung und ein Ausländerwohnheim im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen angegriffen und teilweise in Brand gesetzt. Die Ausschreitungen gelten als die bis dahin schwersten ausländerfeindlichen Krawallen der deutschen Nachkriegsgeschichte.