[Original erschienen unter https://de.indymedia.org/node/24794] Derzeit sterben tagtäglich Menschen auf ihrer Flucht über das Mittelmeer, weil ihnen das universale
und international verbriefte Recht auf Rettung aus der Seenot verweigert wird. Während einerseits
vor Ort nahezu keine staatlichen Strukturen in der Lage oder gewillt sind, die Seenotrettung effektiv
zu übernehmen, werden zeitgleich die freiwilligen zivilen Seenotretter*innen mit fadenscheinigen
Begründungen massiv an ihrer Arbeit gehindert und kriminalisiert. Im Mittelmeer zeigt Europa gerade
sein wahres Gesicht: NGO-Mitarbeiter*innen und Kapitän*innen von Rettungsschiffen stehen nicht
trotz, sondern wegen ihres Einsatzes für die Wahrung von Menschenrechten und die Einhaltung
geltenden Seerechts vor Gericht.
Hierzulande ist es hingegen sehr still geworden um die humanitäre Katastrophe vor Europas Grenzen.
Die Medien berichten kaum noch über das Sterben auf hoher See, geschweige denn die unrechtmäßige
Festsetzung der Rettungsschiffe. Es wird der Eindruck vermittelt, die sogenannte „Flüchtlingskrise“ sei
endlich „überstanden“ und „gemeistert“. Dabei werden nicht nur erfolgreich die erschreckenden
Bilder und Szenen auf dem Mittelmeer ausgeblendet. Die Hintergründe, die Menschen dazu zwingen,
ihre Heimat aufzugeben und die entbehrende und lebensgefährliche Flucht in Richtung Europa auf sich
zu nehmen, werden gar nicht erst thematisiert. Damit wird vermieden, dass die Rolle der
Industriestaaten und ihrer wirtschaftlichen Dominanz in dieser Tragödie allzu sehr in den Fokus des
öffentlichen Diskurses gerät, hieße dies doch, sich mit den Zusammenhängen zwischen dem eigenen
Wohlstand und dem Elend der Verlierer*innen unseres Wirtschaftssystems auseinanderzusetzen. Das
mediale Feld wird in Europa daher weitgehend dem konservativen und rechten politischen Spektrum
überlassen, welches unter anderem die Seenotretter*innen als sogenannte „Schlepperbanden“
diffamiert, die Fluchtursachen und -hintergründe verklärt und die unzähligen Toten verhöhnt.
Die internationale und dezentrale Bewegung „Seebrücke – schafft sichere Häfen!“ tritt diesem Trend
entgegen und macht europaweit mit umfangreichen kreativen Aktionen und Kampagnen auf die
verzweifelte Situation der Betroffenen und ihrer verhinderten Retter*innen aufmerksam. Am
06.10.2018 wollen auch wir hier im Norden ein deutliches Zeichen gegen das Schweigen und
Wegsehen setzen. Wir wollen der Welt zeigen, dass es beim Grundrecht auf ein lebenswertes Leben
und körperliche wie seelische Unversehrtheit keine Ausnahmen oder Bedingungen geben kann.
Schwingt Euch auf Euer Rad, erklimmt gemeinsam mit uns die Höhen der Rügenbrücke in Stralsund
und verleiht mit Eurer Stimme unseren gemeinsamen Forderungen den Nachdruck, der sie
unüberhörbar werden lässt!
Kampf den Fluchtursachen, nicht den Flüchtenden!
Gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung im Mittelmeer!
Für sichere Transferrouten nach Europa und einen menschenwürdigen Umgang mit den hier Ankommenden!
Baut Brücken, keine Mauern!
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