[Original erschienen unter https://de.indymedia.org/node/20757] Hunderte Menschen feierten den Tag der Befreiung vom Faschismus in Demmin. Wir, das Bündnis Befreiung, schätzen den Tag als erfolgreich ein. Leider überschatteten wieder einmal Fälle von polizeilicher Willkür und Gewalt die Vorgänge. Des weiteren üben wir Kritik am Verhalten von Stadt, Bürgermeister und CDU. Wir bedanken uns bei allen Antifaschist*innen, die mit uns den 8. Mai in Demmin begangen haben.
Mehrere hundert Menschen schlossen sich zeitweise den drei von uns organisierten Kundgebungen entlang der Marschstrecke der Neonazis an. Gemeinsam mit dem Friedensfest am Hafen, dem Stadtspaziergang und einer weiteren Kundgebung am Luisentor, bildeten diese Veranstaltungen den Rahmen für die Feierlichkeiten und Antifa-Aktionen zum 8. Mai in Demmin. Das Konzept der gemeinsamen, feierlichen Begehung des Tages ist nach unserer Bewertung aufgegangen. Bei guter Stimmung, Musik und diversen Feuerwerks- und Konfettieinlagen, gaben die anwesenden Antifaschist*innen dem Tag einen freudigen Charakter. So konnte der beklemmende Eindruck, der durch den Aufmarsch von etwa 180 Neonazis entstehen sollte, verhindert werden.
Wir sind ebenfalls erfreut über mehrere Versuche, die Route des sogenannten Gedenkmarsches zu blockieren und sind solidarisch mit jenen, die sich dadurch polizeilichen Maßnahmen bis hin zur körperlichen Gewalt aussetzten.
Durch das betont feierliche Protestkonzept konnte dem sogenannten Gedenkmarsch der intendierte Charakter verwehrt werden. Wir werden ein gleichberechtigtes Nebeneinander der antifaschistischen Feierlichkeiten in Demmin und des geschichtsrevisionistischen Marsches auch künftig nicht akzeptieren. Für uns ist Faschismus nach wie vor keine legitime Meinung, sondern ein Verbrechen.
Einmal mehr sehen wir uns genötigt Kritik an der Polizei zu üben. Zum einen setzte die Polizei in diesem Jahr vermehrt Einheiten der sogenannten „BFE“ ein, die für ihr martialisches und gewalttätiges Auftreten berüchtigt sind. Dies zeigte sich unter anderem bei einer brutalen Personalienfeststellung auf dem Markt. Zum anderen filmte die Polizei permanent und ohne erkennbaren Anlass sämtliche Kundgebungen und Veranstaltungen, obwohl u.a. durch unsere Öffentlichkeitsarbeit schon im Vorfeld der deeskalierende Ansatz hätte erkennbar sein müssen. Das anlasslose Filmen von politischen Versammlungen ist darüber hinaus auch der Polizei nicht erlaubt. Wir lehnen den Einsatz militarisierter und gewaltsuchender Polizeieinheiten ebenso wie das permanente Abfilmen antifaschistischer Veranstaltungen ab und fordern die Polizei auf dies in Zukunft zu unterlassen.
Auch die Rolle der Stadt und insbesondere des Bürgermeisters Michael Koch (CDU) müssen wir kritisieren. In unseren Augen ist genau dieses Verhalten einer Stadt und ihres Oberbürgermeisters der Grund, warum Neonazis insbesondere in Vorpommern immer noch relativ ungestört schalten und walten können. Weitere vorpommersche CDUler vom rechten Parteiflügel verunglimpften antifaschistische Aktivist*innen als „Chaoten“ und „Krawalltouristen“ und setzten sie mit den Neonazis gleich. Diese Anmaßung weisen wir entschieden zurück. Wer Menschen, die sogar ihre körperliche Unversehrtheit für Frieden und Menschlichkeit in die Waagschale werfen, mit Anhänger*innen des Nationalsozialismus gleichsetzt, handelt nach einem dummen politischen Kalkül.
Wir sind zufrieden mit den Feierlichkeiten zum 8. Mai 2018 in Demmin und bedanken uns ganz herzlich bei allen die unserem oder anderen antifaschistischen Aufrufen gefolgt sind. Unser Besonderer dank gilt denen, die sich organisatorisch beteiligten oder sich unabhängig von unserem Bündnis mit eigenen, kreativen oder aktionistischen Ideen einbrachten.
Wir werden auch künftig zum 8. Mai in Demmin tätig werden, denn unser Ziel bleibt die Verhinderung der Verherrlichung des Nationalsozialismus und der Verdrehung der Geschichte in Wort und Tat!
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