[Original erschienen unter https://de.indymedia.org/node/24602] Am vergangenen Samstag wollte die AfD durch Rostock marschieren. Tausende Menschen gingen gegen die Rechten auf die Straße. Eine Sitzblockade stoppte den Marsch. Die Abschlusskundgebung ging im Gegenprotest unter. Es kam zu vereinzelten Festnahmen. antifaschistische Gruppen kündigen weitere Aktionen gegen kommende Aufmärsche an.
Das hat gesessen! Rund 4000 Menschen gingen am vergangenen Samstag in Rostock gegen den fünften Marsch der AfD in diesem Jahr auf die Straße. Mehrere Hundert Antifaschist_innen bildeten auf verschiedenen Abschnitten der Route Sitzblockaden. Dass das so kommt war zunächst nicht zu vermuten. Am Auftaktort einer antifaschistischen Demonstration am Doberaner Platz sammelten sich gegen 14.30 Uhr zunächst nur etwa 600 Menschen. Auf dem Weg in die Innenstadt wuchs diese Demonstration dann auf bis zu 3500 Teilnehmer_innen an. Auf Kundgebungen entlang der AfD-Route und bei einer Andacht sammelten sich weitere hunderte Menschen. Zudem waren im Aufmarschgebiet unzählige kleinere Gruppen unterwegs.
Unterdessen fand sich die AfD ab 16 Uhr auf dem Marktplatz ein, der schließlich nicht einmal halb gefüllt war, wie auch Übersichtsaufnahmen zeigen. Zwischen 400 und 600 Rechte warteten auf den Startschuss zu ihrem Marsch und lauschten derweil dem Auftaktredner. Darunter wieder einmal alles, was das rechte Spektrum Rostocks zu bieten hatte, rassistische Bürger*innen, Identitäre, Neonazischläger. Bernd Höcke hingegen ließ auf sich warten. Aufmerksame Menschen hatten die Wohnung, in der er heimlich einquartiert worden war, gesichtet. Erst spät wagte er sich aus seiner Unterkunft.
Gegen 17 Uhr zog der Tross dann unter wehenden Deutschlandfahnen los. Da saßen bereits große Blockaden an der Nordseite des Neuen Marktes sowie am Vögenteich. Die zweite Blockade wuchs so schnell an, dass die Polizei ihre angekündigte Null-Toleranz-Linie fallen lassen musste. Letztlich schaffte es die AfD unter Gegenprotest gerade einmal zwei Straßen weit, musste dann drehen und zurück zum Markt laufen. Dort angekommen begann der aufgetauchte Bernd Höcke seine Rede, die aber im ohrenbetäubenden Protest unterging und letztlich von einer Technikpanne unterbrochen wurde. Die Fortsetzung per Megaphon war gar nicht mehr zu verstehen. Begleiter Höckes schimpften über die Organisatoren des Marsches. Kurz danach war Schluss und die Rechten verließen unter Polizeischutz die Innenstadt.
War es bis dahin nicht zu bekannten polizeilichen Maßnahmen gekommen, zog die Polizei nun vereinzelt Menschen aus den Gegenprotesten heraus. Der EA meldete am Ende des Abends eine Hand voll Ingewahrsamnahmen.
Für die Rassist_innen um Leif Erik Holm und Bernd Höcke war der Tag eine herbe Niederlage. Obwohl sie ihren Marsch diesmal an einem Wochenendtag abhielten und mit Höcke einen prominenten Redner vorweisen konnten, stagnierten ihre Teilnehmer_innenzahlen erneut. Ihre Route wurde durch die Blockaden um die Hälfte verkürzt. Der Gegenprotest war in eindeutiger und lautstarker Überzahl. Das aktionsorientierte rechte Spektrum war völlig abgemeldet. Auf Facebook redet die AfD sich den Samstag schön. Der Kreisverband Rostock feiert die Demo als „vollen Erfolg“. Der Auftakt für die angekündigte rassistische „Demonstrationsoffensive“ im Rostocker Herbst ist damit deutlich misslungen. Dem Spuk wurde zumindest am gestrigen Tag zügig ein Ende gesetzt.
Damit dieser Erfolg auch länger anhält, müssen Antifaschist_innen nun Kraft tanken und dann weiter am Ball bleiben. Die AfD hat bereits drei weitere Demonstrationen angekündigt. Eine soll sogar durch das linksgeprägte Viertel Kröpeliner Tor Vorstadt gehen.
Die antifaschistische Bewegung hat am Samstag vieles richtig gemacht. Dieser Erfolg kann die Grundlage für weitere wirkungsvolle Gegenproteste sein. Mit Mut, Engagement und Entschlossenheit wird es gelingen. Es lohnt sich deshalb auch überregional einen Blick auf die kommenden Termine in Rostock zu legen und eine künftige Anreise und Teilnahme im größeren Rahmen zu organisieren.
Bei all der Freude darf jedoch nicht vergessen werden, dass die schlechte Verfassung der AfD auf Rostocks Straßen leider nicht die Wählerverhältnisse darstellt. Es gilt also auch abseits der Aufmärsche gegen die AfD und andere Rechte vorzugehen. Dennoch sorgt der erfolgreiche Kampf gegen die Aufmärsche für allerhand Frust in rechten Strukturen.
Bereits am 20. Oktober kann die Pflicht zur Kür werden. Die AfD will dann erneut durch die City marodieren. Die Antifa Koordination Rostock hat in einem ersten Statement zum Samstag bereits angekündigt: „Auch die kommenden Demos haben wir auf dem Schirm.“.
Es bleibt also spannend in Rostock. Nach wie vor die aktuellen Infos bekommt ihr unter rostock.blackblogs.org oder bei Rostock Nazifrei.
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