Am Montag den 14.03. fand in Boizenburg zum wiederholten Male eine Demonstration der rassistischen und neonazistischen MVgida mit ca. 100 Teilnehmenden statt. Gegen 19 Uhr belief sich die Anzahl der MVgida-Nazis lediglich auf etwa 25 Personen. Kurz vor Beginn tauchte ein geschlossener Block von ca. 60 Neonazis, mit eigens produziertem Fronttransparent mit der Aufschrift: „Familie-Volk-Heimat. Wir sind Boizenburg“ aus einer Seitenstraße auf dem Marktplatz auf. Wie anhand der Reaktion sich vor Ort befindender Einsatzkräfte ersichtlich war, gelang es der Großgruppe sich im Vorfeld unerkannt zu sammeln und als Demonstrationszug am Auftaktort zu erscheinen.
Die Versammlung, mit der in Boizenburg bisher kleinsten Teilnehmer_innenanzahl von rund 100 Personen, setze sich nach dem ersten Redebeitrag von Antje Menzel (Ring Nationaler Frauen) Richtung Stiftstraße in Bewegung. Zu bemerken ist, dass sich im Vergleich zu den vergangenen Neonazi-Aufmärschen weniger Ortsansässige beteiligten. Begleitende Pressevertreter_innen wurden im Laufe der Durchführung durch das Blenden mit Taschenlampen und Übergriffe auf die Kamera an ihrer Arbeit gehindert. Unter Parolen wie „Frei, sozial und national“ oder „Wir wollen keine Asylantenheime“ endete der „Abendspaziergang“, für die zum Teil vermummten Nazis, gegen 21 Uhr wieder am Marktplatz. Die Anzahl der den Aufmarsch begleitenden Beamten belief sich auf etwa 20 Personen.
Hamburg goes MV
Um der rechten Hetze nicht die Straße zu überlassen, rief der Zusammenschluss Hamburg goes MV erneut zu einer Gegendemonstration auf, zu der ungefähr 200 Antifaschist_innen kamen. Gut 120 reisten mit Bussen und PKWs aus Hamburg und anderen Städten an. Besonders erfreulich war, dass es dieses Mal auch einen eigenen Aufruf und Mobilisierung aus Boizenburg gab, sodass fast die Hälfte der Demonstrierenden von vor Ort kamen. Dies ist ein beachtlicher Anstieg des aktiven Protestes vor Ort. Nicht nur nahmen viel mehr Boizenburger_innen als bisher an der Demo teil, sie liefen samt eigener Fronttransparente im vorderen Teil der Demo und steuerten eigene Parolen bei. Auf der Zwischenkundgebung gab es zudem einen Redebeitrag eines Boizenburger Aktivisten, welcher dazu aufrief, die Menschen die sich offen gegen Rassismus und Faschismus positionieren, nicht allein zu lassen. Stattdessen soll der Mut aufgebracht werden, selbst Stellung zu beziehen, um Boizenburg nicht weiterhin den Nazis zu überlassen.
Dies zeigt, dass in Boizenburg der Widerstand gegen Nazis und Rassist_innen wächst. Trotz alltäglicher Bedrohung und Einschüchterungsversuchen gegen Aktivist_innen die sich z.B. für Geflüchtete einsetzen, oder sich antifaschistisch positionieren, trauen sich mehr und mehr Boizenburger_innen, den Nazis entgegenzutreten.
Bei all dem Erfreulichen an diesem Abend in Boizenburg haben uns die Bullen aus MV ganz schön genervt. Nicht nur, dass wir bereits im Vorfeld mal wieder den gleichen Auflagenbescheid wie die Nazis von MVgida bekamen, auch vor Ort glänzten die Anwesenden Beamt_innen mit unkooperativem und willkürlichem Verhalten. Dies führte dazu, dass unsere Demonstration erst mit über einer Stunde Verspätung starten konnte. Grund hierfür war die, völlig willkürliche und juristisch nicht haltbare, Ablehnung einiger unserer Ordner_innen. Nachdem diese Situation geklärt war und wir endlich mit unserer Demonstration beginnen wollten, hielt es die Polizei für nötig Teilnehmer_innen aus der Versammlung zu ziehen und diese zu kontrollieren. Die anwesenden Anwält_innen (Fettest Dank an dieser Stelle an euch!) bekamen weder den Grund hierfür genannt noch wurden sie zu den betreffenden Personen durch gelassen. Mit Spalier oder besser im Wanderkessel verließen wir schlussendlich gegen 19:30 Uhr den Hafen. Auch hier mussten die Anwält_innen den Bullen erklären, dass der Sinn einer Demonstration ist, von außen wahrnehmbar zu sein und dazu gehört auch, dass die mitgeführten Transparente lesbar sein können und nicht von Uniformierten versperrt werden dürfen. Eng begleitet und an jeder Ecke von den Bullen abgefilmt erreichten wir gegen 20:45 Uhr wieder den Hafen und damit unseren Abschlusskundgebungsort. Wie auch die Male zuvor bedeutet das für die Beamt_innen noch mal voll auffahren zu können oder besser zu wollen. Bei der Abreise der Busse und Autos wurden mehrere Antifaschist_innen festgesetzt und kontrolliert. Auch hier waren die Begründungen vollkommen fadenscheinig und lächerlich.
Die polizeilichen Repressionen gegen die Demonstration richteten sich dieses Mal nicht nur gegen die aus anderen Städten angereisten Antifaschist_innen, sondern auch gegen die Boizenburger_innen. Es war ihnen nicht gestattet die Demonstration vorzeitig auf der Route zu verlassen, selbst wenn diese direkt vor ihrer Haustür vorbei lief. Auch nach der Abschlusskundgebung mussten alle in Boizenburg lebenden Menschen sich mit ihrem Perso ausweisen um den Ort verlassen zu können. Wer dies nicht konnte oder wollte wurde aufgefordert die Stadt zu verlassen.
An dieser Stelle rufen wir noch mal ausdrücklich alle an diesem Abend von Repression betroffenen Menschen dazu auf, sich bei uns unter der Adresse hhgoesmv(ät)nadir.org zu melden. Wenn möglich verschlüsselt und natürlich ohne Namen. Wie immer gilt auch hier: keine Zusammenarbeit mit den Bullen! Anna und Arthur halten das Maul!
Diesen Umgang mit Antifaschist_innen kennen wir bereits zu genüge aus Mecklenburg-Vorpommern und anders wo. Dies wird uns nicht daran hindern, weiter gegen Nazis und Rassist_innen auf die Straße zu gehen und ihre Aufmärsche zu verhindern.
Wir kommen wieder – es gibt kein ruhiges Hinterland!
Antifa in die Offensive
22.03.16
Hamburg goes MV