Antirassistische Kritik am neuen Album der Band Knorkator und dem M.A.U. Club in Rostock

Antirassistische Kritik am Album der Band Knorkator und am M.A.U. Club

What happened?

Am 27. und 28. März 2014 wird die Band Knorkator im Rostocker M.A.U. Club ihr neustes Album vorstellen. Das am Anfang des Jahres veröffentlichte Album, trägt den Titel „We want Mohr“.
Bereits im November 2013 kritisierte die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. (ISD) den Albumtitel und die Bildauswahl für das Albumlayout und die Werbung als rassistisch. Obwohl die Band daraufhin die Plakate nicht mehr verbreiten lässt, wirbt der M.A.U.Club mit diesen für die Auftritte.

Eine der Bilddarstellungen, die Knorkator zu ihrem neuen Album gestaltete, zeigt fünf Weiße Menschen in einem Kochtopf auf einer Feuerstelle. Eine Schwarze Person mit Knochen in den Haaren und einem Messer in der Hand schreitet mit aufgerissenem Mund auf sie zu. Diese Darstellung von People of Colour als karikierte „Kannibalen“ reproduziert rassistisch-kolonialistische Stereotype. Die Bezeichnung „Mohr“ wertet gleichermaßen wie „Neger“ nicht-Weiße Menschen ab. Als abwertende Begriffe einer konstruierten Einteilung in Rassen entstanden, beleidigen und diskriminieren sie Menschen bis heute. Diese Sprache und Bildwahl ist Teil einer deutschen Kolonialgeschichte, deren Verbrechen unzureichend aufgearbeitet sind und die sich in ihrer Wirkung bis heute fortsetzt. Eine kritische Auseinandersetzung damit heißt z.B., seinen Sprachgebrauch zu überdenken.

Reaktion der Band

Das Bandmitglied Stumpen – und wohl bemerkt nicht die ganze Band – äußerte sich in einem offenen Brief zu dem Text der ISD. Seine Reaktion ist als abwehrend und relativierend zu bewerten. Auch wenn der Titel und das Bild nicht aus explizit rassistischer Motivation  von der Band ausgewählt worden sind, kann die Message rassistisch sein. Dies wird von Stumpen nicht anerkannt. Auch gibt es keine Erklärung für die Titel- und Motivwahl. Stumpen schreibt nur, sie hätten sich „sehr wohl überlegt […], was, wie geschrieben und gezeigt werden soll“. Es wäre wirklich sehr interessant, einen Einblick in ihre Überlegungen zu bekommen. Doch ist eine tiefgründigere Auseinandersetzung von der Band anscheinend nicht gewünscht.

(Nicht-) Reaktion des M.A.U. Clubs

Stumpen bekundet in seinem Brief den Willen, „Schaden zu reduzieren“, die TAZ berichtete von einer Nicht-Weiterverbreitung der Plakate mit dem kritisierten Motiv. Doch der M.A.U. Club wirbt in Rostock weiterhin mit diesen für ihre Konzerte. Auch in der Ankündigung der beiden Konzerten wird auf der Website des M.A.U. Club ein Gedicht der Band zitiert, welches den Begriff  „Mohr“ enthält.
All dies steht im Widerspruch zur „Grundphilosophie“ des Clubs, in der  sich explizit gegen Rassismus positioniert wird.
Eine wirkliche Positionierung sieht anders aus: Das hieße die Band Knorkator erst gar nicht auftreten zu lassen oder aber zumindest nicht unkommentiert an der Verbreitung rassistischer Bilder_Inhalte_Stereotypen_Tendenzen teilzuhaben.
Eine öffentliche und kritische Auseinandersetzung zu diesem Thema mit den Verantwortlichen ist erforderlich. Stattdessen ist vom M.A.U. Club keine Reaktion wahrzunehmen.

Fazit

Es ist nicht die Aufgabe anderer, einen Handlungsfaden für die Band oder das M.A.U. zu entwerfen. Doch ist es wichtig zu betonen, dass ein ehrliches Eintreten gegen Rassismus abseits von plakativen Statements, also bloßen Lippenbekenntnissen,  bei der Reflexion seiner eigenen Verhaltensweisen beginnt. Und es gibt viele Möglichkeiten diesen Prozess des Auseinandersetzens nach Außen zu kommunizieren – anstatt in Abwehrmechanismen, Ignoranz und Stillschweigen zu verfallen.

 
Anti-Racist Action Rostock  (ARAR !)

mehr Infos:
http://isdonline.de/rassistische-bewerbung-des-neuen-albums-von-knorkator-update/
http://isdonline.de/rassistische-bewerbung-des-albums-der-rockband-knorkator/
http://www.deutschland-schwarzweiss.de/
http://www.derbraunemob.info/faq/
http://www.unrast-verlag.de/news/271-rassismus-in-gesellschaft-und-sprache
http://www.youtube.com/watch?v=wVqmzDDPM94
http://maedchenmannschaft.net/auf-wessen-kosten-geht-der-witz-eine-linke-band-und-ihr-rassistisches-albumcover/