Alternatives Wohn- und Kulturzentrum berichtet von gleich zwei Überfällen innerhalb weniger Tage
Berlin. Neonazis haben in der Nacht zum Donnerstag offenbar ein linkes Wohnprojekt in Rostock angegriffen. Wie der Verein Alternatives Wohnen in Rostock (Awiro) in einer Mitteilung auf Facebook schreibt, habe es sich bereits um die zweite Attacke innerhalb von nur einer Woche gehandelt. Den Angaben zufolge sollen sich in der Nacht gegen 3 Uhr etwa zehn schwarz gekleidete Personen vor dem Eingang der Jugendbegegnungsstätte »Café Median« getroffen und dann versucht haben, »sich gewaltsam Zugang« zu verschaffen. AWIRO veröffentlichte als Beleg für den Überfall das Foto der schwer beschädigten Glastür, die der Attacke standhielt, weshalb die Täter nicht in das Gebäude eindringen konnten. Dabei benutzten die Unbekannten offenbar einen stumpfen, schweren Gegenstand, mit dem sie auf die mehrfach verglaste Tür einschlugen. Im Anschluss an die Tat sollen die Verdächtigen geflüchtet sein.
»Wir sehen uns in den letzten Tagen mit einer beachtlichen neonazistischen Offensive gegen den AWIRO e.V. und seine Räumlichkeiten konfrontiert. Der Versuch des gewaltsamen Eindringens in unsere Jugendbegegnungsstätte markiert einen vorläufigen Höhepunkt dieser Offensive«, erklärte Frida Behrens, Sprecherin des Vereins in einer Mitteilung. Der jüngste Vorfall zeige, dass brutale Gewalt ein »selbstverständliches politisches Mittel von Neonazis« darstelle.
Erst am vergangenen Sonntag hatte es die letzte Provokation durch Rechtsradikale gegen das alternative Projekt gegeben. Auf einem Foto sind 15 vermummte Rechtsradikale zu sehen, wie sie vor dem gleichen nun in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude posieren und dabei eine Antifafahne verbrennen. Wie der Anti-Nazi-Blog »Endstation Rechts« berichtet, sollen auf der Facebookseite einer lokalen, rechtsradikalen Gruppe auch die Namen der Anwohner veröffentlicht worden sein. Zudem kursierten auf weiteren einschlägigen Webseiten Drohungen gegen das linke Haus- und Kulturprojekt.
Einschüchtern lassen wolle sich AWIRO jedoch nicht: Vielmehr wolle der Verein »seine Arbeit intensivieren« und »andere zivilgesellschaftliche Akteure ermutigen, im Kampf gegen neonazistische Umtriebe in der Stadt zusammenzustehen«, so Behrens.