Vor 12 Jahren, am 25.02.2004, wurde Mehmet Turgut in Rostock – Toitenwinkel erschossen. Durch Zufall war der in der Türkei geborene Turgut an diesem Tag in Rostock und half im Dönerstand eines Freundes aus, wo er, kurz nach 10 Uhr, getötet wurde. Für den Mord verantwortlich war ein Netzwerk aus Neonazis, das unter dem Namen Nationalsozialistischer Untergrund, kurz NSU, neun Menschen aus rassistischen Motiven tötete, mit dem Ziel Migrant*innen einzuschüchtern.
Die Erkenntnis, dass Mehmet Turgut Opfer eines rassistischen Verbrechens wurde, stellte sich bei den ermittelnden Behörden jedoch erst sieben Jahre später ein, als der NSU sich selbst enttarnte. Zuvor wurde gegen Familie und Freunde des Opfers ermittelt. Hinweise auf einen politischen Hintergrund der Tat wurden nicht ernstgenommen – so, wie im Großteil der Ermittlungen zu anderen Taten des NSU. Welche Rolle dabei der Verfassungsschutz und andere staatliche Akteure, die immer wieder Ermittlungen behinderten und manipulierten, spielten, ist vier Jahre nach dem Auffliegen der Terroristen immer noch nicht klar. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss, der diese Dinge untersuchen könnte, existiert in Mecklenburg-Vorpommern nicht.
In einer Zeit, in der Rassismus wieder salonfähig ist und gewalttätige Übergriffe von Neonazis an der Tagesordnung sind, ist es wichtiger denn je, Mehmet Turgut und allen anderen Opfern rassistischer Gewalt zu gedenken. Seine Mörder radikalisierten sich in einem gesellschaftlichen Klima, das dem heutigen ähnlich war. Der zunehmenden Akzeptanz rassistischer Positionen innerhalb der Gesellschaft, die solch ein Geschehen begünstigen, gilt es entgegenzutreten. Um Passant*innen, Straßenbahn- und Autofahrer*innen die Folgen von Rassismus ins Gedächtnis zu rufen, wurden im Laufe des Tages an verschiedenen Orten in Rostock Transparente und Tapeten mit unterschiedlichen Botschaften angebracht.
Am 25.02.2016, dem Todestag selbst, ruft die Initiative „Mord verjährt nicht!“ zum Gedenken am Mahnmal im Neudierkower Weg um 16 Uhr auf. Anschließend wird um 20 Uhr im li.wu. der Film „Der Kuaför aus der Keupstraße“ gezeigt, welcher sich mit dem Anschlag des NSU auf die Keupstraße auseinandersetzt.