Am Freitag gingen rund 400 Menschen in Rostock gegen die geplante Fahrpreiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr auf die Straße. Zeitgleich verhandelten Rostocker Straßenbahn AG und Studentenvertreter_innen über Fahrpreise.
Anfang September war der Presse zu entnehmen, die RSAG und der Verkehrsverbund Warnow (VVW) wollen, wie jedes Jahr, die Fahrpreise im Nahverkehr erhöhen. Schon kurz nach der Verbreitung der Nachricht keimte erster Protest auf. Betroffen von der Erhöhung sind mal wieder alle, die ohnehin wenig haben, und diesmal insbesondere auch die Student_innen. Eine Steigerung von mehr als 10% des Preises für das Semesterticket steht im Raum. Bisher kostenfrei transportierbare Fahrräder sollen künftig extra bezahlt werden. Dabei können Student_innen sich nicht einmal aussuchen, ob sie das Ticket überhaupt erwerben wollen, es ist im obligatorischen Semesterbeitrag enthalten.
Verständlich, dass gestern also rund 400 Menschen, in erster Linie Immatrikulierte, dem Aufruf des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AstA) folgten und ihren Unmut darüber auf die Straße trugen. Zunächst versammelten sie sich am Doberaner Platz. In Büros am Platz sollten später auch die Verhandlungen zwischen Studentenvertreter_innen und Unternehmensdelegation stattfinden. Die Allerdings bekam kalte Füße und verlegte die Verhandlungen in das Rathaus. Als Grund hierfür gaben die RSAG-Vertreter_innen eine angebliche Bedrohungslage an. Woher diese Bedrohung kommen sollte, blieb jedoch unklar. Es zeugt aber von einem sehr fragwürdigen Demokratieverständnis, wenn Menschen, die mit ihren Entscheidungen viele andere in ihrer Existenzgrundlage und Freiheit bedrohen, Angst vor einer friedlichen Versammlung haben.
Die Kungebungsteilnehmer_innen ließen sich von der Panik nicht anstecken. Kurzer Hand wurde ein spontane Demonstration zum Rathaus angemeldet, die durch die Hauptgeschäftsstraße der Hansestadt zog. Begleitet wurde der „bedroliche“ Umzug von zwei Polizeibeamten. Auf dem Neuen Markt vor dem Rathaus versammelten sich die Demonstrant_innen erneut. In Redebeiträgen wurde die kontinuierliche Fahrpreiserhöhung angeprangert und ein sofortiger Preissteigerungsstopp gefordert.
Die Ankündigung der RSAG, die Fahrpreise in 2015 wieder anzuheben, hat Widerspruch ausgelöst, der mittlerweile über die Protestnoten einzelner linker Parteien und Sozialverbände hinaus geht. Die Student_innen beginnen sich gegen die Fahrpreiserhöhungen zu organisieren. Nun ist es wichtig die ebenfalls betroffenen Menschen zu aktivieren und den Protest zu vereinen. So kann wahrnehmbarer und wirkungsvoller Widerstand gegen die Einschränkung der Bewegungsfreiheit von finanziell schlecht gestellten Menschen auf lokaler Ebene funktionieren.