Am heutigen Samstag, den 23.08.2014, fand in Waren an der Müritz eine antifaschistische Demonstration mit 100 Teilnehmenden statt. Hintergrund war eine Aktion von Nazis, die nur vier Tage zuvor das hiesige Denkmal für die Opfer des Faschismus beschmiert hatten. Die Demonstrationsteilnehmenden kamen vom Alternativen Jugendcamp (AJUCA) in Lärz und verteilten hunderte Flyer an BewohnerInnen und BesucherInnen der Stadt.
Die Demonstration verlief vom Hauptbahnhof über den Nazitreffpunkt „Zutts Patriotentreff“ zum Denkmal für die Opfer des Faschismus, wo ein Gedenkkranz niedergelegt wurde. Bei der anschließenden Kundgebung auf dem belebten Marktplatz der Stadt wurde in Redebeiträgen die menschenunwürdige Behandlung von Asylsuchenden in Deutschland thematisiert. Die letzte Kundgebung der Demonstration fand am jüdischen Friedhof statt, wo Blumen niedergelegt wurden. „Die Schändung des Denkmals für die Opfer des Faschismus durch Nazis ist untragbar. Dass unmittelbar danach eine antifaschistische Demonstration folgte, ist ein wichtiges Zeichen und leider viel zu selten in Mecklenburg-Vorpommern,“ sagte Hannah Brandenburg vom AJUCA.
Anlass der Demonstration war eine Aktion von Nazis nur wenige Tage zuvor. In Erinnerung an den NS-Kriegsverbrecher Rudolf Heß hatten sie das Denkmal für die Opfer des Faschismus in Waren mit Graffiti beschmiert und schwarze Holzkreuze aufgestellt. In der Stadt gibt es eine aktive Naziszene, sogenannte Freie Kräfte und die NPD arbeiten eng zusammen. Ein NPD-Abgeordneter sitzt im Stadtparlament. Die hiesige Neonaziszene ist in Mecklenburg-Vorpommern gut vernetzt – im Februar fand ein Fackelaufmarsch mit 50 Nazis aus dem gesamten Bundesland statt. Chris-Henry Knaak, einer der führenden Köpfe hinter den „Nationalen Sozialisten Müritz“, hatte über Facebook dazu aufgerufen, die antifaschistische Demonstration zu begleiten. „Wir fordern angesichts dieser Zustände, dass die Stadt Waren ihr Problem mit gewaltbereiten Nazis ernst nimmt“, so Hannah Brandenburg vom AJUCA.
Die Teilnehmenden der antifaschistischen Demonstration waren vor allem aus Mecklenburg-Vorpommern, aber auch aus anderen Regionen Deutschlands angereist. Sie kamen direkt vom Alternativen Jugendcamp AJUCA in Lärz. Das selbstverwaltete linke Camp mit Vorträgen, Workshops und Konzerten findet zum zehnten Mal statt. Es steht unter dem Motto „Party People Politics“ und zieht jedes Jahr mehrere Hundert junge Menschen an.