Uni Rostock: Erste Stellungnahme zur Flugblatt-Aktion gegen den „Extremismus der Mitte“

Nachdem in den letzten Wochen seit Semesterbeginn an der Uni Rostock ein Flugblatt verteilt wurde, dass mehreren Dozierenden einen „Extremismus der Mitte“ unterstellt, hat sich nun einer der Kritisierten öffentlich positioniert. Ulrich Vetter, Pressesprecher der Uni, gab ausgerechnet der Wochenzeitung „Junge Freiheit“, dem publizistischen Flaggschiff der Neuen Rechten, ein Statement. Zu seiner im Flugblatt thematisierte Rolle in Rostocker Presselandschaft zur Zeit des Pogroms in Rostock- Lichtenhagen bezog Vetter keine Stellung. Außerdem positionierte sich die Junge Union Rostock in einer Presseaussendung. Die ebenfalls kritisierte Organisation könne „kein Fehlverhalten“ erkennen.

 

Keine inhaltliche Positionierung


Laut der „Jungen Freiheit“ sei für den Sprecher der Universität die Art und Weise, wie Professoren und Lehrbeauftragte anonym diffamiert und verunglimpft würden, nicht akzeptabel. Inhaltlich wollte die Ulrich Vetter stellvertretend für die Universität Rostock nicht auf die Vorwürfe eingehen. „Wir reagieren nicht auf anonyme Anschuldigungen und werden das nicht öffentlich kommentieren“, erläuterte Vetter. Überhaupt sei die Aktion eher ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Prinzipiell stelle sich die Universität jeder Diskussion, dafür brauche es aber auch einen Ansprechpartner. „Wer sich dagegen auf anonyme Weise dem Diskurs entzieht, scheint von Transparenz und demokratischer Meinungsbildung wenig zu halten“ wird Ulrich Vetter von der „Jungen Freiheit“ zitiert. Auf die Vorwürfe gegen ihn selber geht weder Vetter noch die „Junge Freiheit“ ein. Außerdem behauptet die „Junge Freiheit“ wahrheitswidrig, dass die Vorwürfe nicht belegt seien. „Was nicht der Wahrheit entspricht“ wie Frank Schmidt, Sprecher der Gruppe Kritische Uni mit Blick auf die auf der Internetseite www.kritischeunihro.blogsport.de entgegnet.

 

Junge Union: “Über jeden Zweifel erhaben”


Außerdem geht die Junge Union Rostock in einer ebenfalls von der „Jungen Freiheit“ aufgegriffenen Pressemitteilung auf die Vorwürfe im Flugblatt ein. . „Diese Aktion an sich, aber vor allem die persönliche Diffamierung der Dozenten lehnen wir strikt ab. Die angeprangerten Lehrkräfte sind über jeden Zweifel erhaben, und wir sprechen ihnen unser Vertrauen aus“, sagte der Vorsitzende Alexander Rau. „Das ist interessant, wie sich hier die JU auch von ihrer Verantwortung reinwäscht“ findet Frank Schmidt, denn auch die JU sei genauso wie zwei Dozenten des Historischen Instituts wegen ihrer unrühmlichen Rolle als Trittbrettfahrer der NPD kritisiert worden. „Und es ist auch interessant zu sehen, das sich für die Herren Professoren ausgerechnet das Nazi-Webportal “Mupinfo”, das neurechte Jugendmagazin “blaue Narzisse” und die rechte Wochenzeitung “Junge Freiheit” in die Bresche werfen“.

 

Macht und Herrschaft an der Uni


Zu den von Vetter erhobenen Vorwürfen die Gruppe Kritische Uni halte von Transparenz wenig und würde sich dem Diskurs entziehen, entgegnete deren Sprecher Frank Schmidt: „Universität ist ein von Macht- und Herrschaftsstrukturen durchzogener Raum“. Studierende könnten sich an drei Finger ausrechnen, wie hoch ihre Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss noch seien, wenn sie es wagen würden, in der von Herrn Vetter herbeigeredeten demokratischen Meinungsbildung laut ihre Kritik zu äußern. „Eine Kostprobe dieser asymetrischen Herrschaftsmitte gab u.a. Dr. Flaig am 22.10. nach der Verteilung der kritischen Flugblätter in der Ringvorlesung für Geschichte-Erstsemester, als er einfach seine Macht nutze und den Zuhörenden einfach kritischen Nachfragen zu seinen Thesen verbot“ ergänzt Schmidt. Darüber hinaus könne keine Rede davon sein, dass sich die Kritische Uni dem Diskurs entziehe: „Am ganzen Historischen Institut und dank der Jungen Freiheit nun auch in der bundesweiten Presselandschaft wird über unsere Dokumentation diskutiert. Wer sich dem Diskurs entzieht, das ist der Pressesprecher der Universität Rostock, wenn er sich einer inhaltlichen Stellungnahme verweigert“ schließt Schmidt.

 

Mehr Infos:

 

Der Text des verteilten Flugblatts zum „Extremismus der Mitte“:

http://kritischeunihro.blogsport.de/2013/10/14/extremismus-der-mitte-rostocker-profs-und-der-rechte-rand/

 

Die JU, als TrittbrettfahrerIn der NPD in Sachen Ilja-Ehrenburg-Straße:

http://kombinat-fortschritt.com/2012/03/07/kommentar-ob-der-hansestadt-rostock-macht-politik-mit-neonazi-forderung/

 

Initiative gegen die Umbenung der Ehrenburg-Straße:

http://www.rostocker-friedensbuendnis.de/initiative-ilja-ehrenburg

 

Pressemitteilung der Jungen Union Rostock:

mvpo.de/index.php?id=56&tx_ttnews[tt_news]=24006&cHash=0c69470e220fe1f03bc3e0c181026552

 

Hintergründe zur Jungen Freiheit:

http://de.wikipedia.org/wiki/Junge_Freiheit

 

Artikel der Jungen Freiheit zur Uni Rostock:

jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M53dad979c9f.0.html

 

Soli-Adresse des Nazi-Portals „Mupinfo“ an die kritisierten Profs (die ausgerechnet einen Vorwurf gegen Vetter ausklammert):

mupinfo.de/?p=26848

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